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Mein erstes Atelier hatte ich mit zehn. Es war ein Gartenhäuschen in unserem verwunschenen Garten, welches zu einem Schrebergarten gehört hatte. Mein Vater ließ es von innen mit Wellpappe auskleiden und in hellblau-weißen Streifen streichen. Ich sehe noch den Malermeister, wie er ganz langsam die Streifen zog, was mich ganz stolz machte.

Es hatte sogar einen Dachboden, wo wir spielten und es roch nach Plakafarbe und der Sperrholzplatte, auf der ich zeichnete, hämmerte und schrieb.
Nicht Jeder durfte da hineinkommen. Es war mein eigenstes, heiliges Revier, wohin ich mich von allem zurückzog.
Auf einem alten Monstrum von Plattenspieler dessen Drehkopf mit einzeln einzulegenden Nadeln von Hand umgelegt werden mußte, hörte ich die Brandenburgischen Konzerte.

Meine Eltern zogen von Braunschweig nach Köln und das Häuschen wurde platt gemacht.

Wenn man all die Orte der Sinn- und Berufssuche als Inseln beschreiben würde, gab es viele zerklüftete Inseln, viele Irrwege und gesundheitliche Hindernisse in stürmischer See.
Ich hatte den Kontakt zu meinen »eigentlichen Sachen« verloren und trieb umher ohne Sprache und Orientierung.

Bis zu dem Zeitpunkt, wo ich den Mut fasste, den Gegenstrom zu versuchen und mich künstlerisch selbständig machte. Ich entwickelte die Performances, das Sprechen und das Zeichnen.

Als Autodidaktin hatte ich das Glück Menschen und Lehrer zu finden, die mich förderten und durch die ich wachsen konnte, nicht zuletzt durch mein kunstreiches Elternhaus, meine Schneidermeisterin und alle anderen Meister.

Innerlich habe ich das Häuschen wiedergefunden. Auch dafür bin ich sehr dankbar.